Inhaltsverzeichnis
Im ersten Teil unserer 8-teiligen Blogserie klären wir zum Auftakt einige grundlegende Fragen. Was verstehen wir unter Krisenmanagement? Welchen Vorteil haben Unternehmen und Organisationen dadurch? Was ist eine Krise und welchen Unterschied gibt es zwischen den Disziplinen Krisenmanagement, Risikomanagement und Business Continuity Management?
Fangen wir also an!
Was Krisenmanagement ist und wie Unternehmen davon profitieren.
Es ist nur allzu menschlich, dass man sich in ruhigen, von Erfolg gekrönten, Zeiten eigentlich überhaupt nicht mit irgendwelchen Krisenthemen beschäftigen möchte. Die Bereiche Krisenprävention und Krisenvorsorge, auf die wir in späteren Teilen unserer Blogserie noch zu sprechen kommen, sind schließlich für Unternehmen sehr zeitintensiv. Trotzdem lohnt sich der Aufwand, denn mithilfe eines klugen Krisenmanagements sind Unternehmen und Organisationen in der Lage, effektive Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um Schlimmeres abzuwenden. Denn wer bei Not- und Krisenfällen nicht schnell und nach Plan agiert, riskiert wirtschaftlichen Schaden, rechtliche Konsequenzen, den Verlust seines guten Rufes und gefährdet im schlimmsten Fall Menschenleben und die Umwelt. Der Zweck des Krisenmanagements besteht also darin, für solche Situationen gewappnet zu sein.
So versteht man unter Krisenmanagement den systematischen Umgang mit konkreten Krisensituationen, mit dem Ziel den Fortbestand des Unternehmens oder der Organisation zu sichern. Nicht zuletzt ist Krisenmanagement eine zentrale Führungsaufgabe, bei der es neben der Identifizierung und Analyse von Krisensituationen darum geht, die richtige Strategie mit geeigneten Maßnahmen zur Bewältigung einer Krisensituation zu entwickeln. Im Verlauf einer Krise ist natürlich auch die Nachbereitung ein wichtiger Bestandteil des Krisenmanagements.
Oft tauchen im Zusammenhang mit dem Krisenmanagement die Bezeichnungen Risikomanagement und Business Continuity Management synonym auf, obwohl es - trotz eindeutiger Schnittmengen - einige wesentliche Unterschiedsmerkmale gibt.
Welche sind das?
Unterschied Krisenmanagement und Risikomanagement
Während das Risikomanagement grundsätzlich der Prävention von Krisen dient, beginnt das Krisenmanagement - vom eigentlichen Verständnis her - erst mit Eintreten einer Krise. Der Unterschied zwischen Risikomanagement und Krisenmanagement besteht vor allem darin, dass Ersteres versucht, möglichst konkrete Risiken zu identifizieren, zu analysieren und zu bewerten, um Maßnahmen oder Szenarien vorzubereiten, mithilfe derer bei Eintritt eines Risikos reagiert werden kann. Und so bezeichnet die ISO 31000 Norm Risikomanagement als ”koordinierte Aktivitäten zur Lenkung und Steuerung eines Unternehmens oder einer Organisation im Hinblick auf Risiken”. Im Gegensatz dazu ist Krisenmanagement eher als eine Art Frühwarnsystem zu verstehen, das sich auf plötzliche, unerwartete Gefährdungen konzentriert. Diese feine Differenzierung führt dazu, dass das Risikomanagement als ein dem Krisenmanagement übergeordneter Prozess verstanden werden kann. Das bedeutet auch, dass Krisenmanagement immer dann einsetzt, wenn das Risikomanagement ein Szenario nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt hat oder das vorhandene Sicherheitsmanagement nicht genügt, um eine gefährdende Entwicklung oder gefährliche Situation schon im Vorfeld abzumildern.
Trotz der semantischen Begriffsunterschiede gibt es inhaltliche Gemeinsamkeiten der beiden Management-Arten. So findet sich die Basis-Struktur für Risikomanagement wie auch für Krisenmanagement in den 5 Phasen Vorplanung, Risikoanalyse, vorbeugende Maßnahmen, Krisenmanagement sowie Evaluierung wieder.
Kommen wir nun zu einer weiteren Disziplin, die ebenfalls häufig im Zusammenhang mit dem Krisenmanagement genannt wird, und zwar dem Business Continuity Management.
Krisenmanagement vs. Business Continuity Management
Business Continuity Management (BCM) ist dazu da, um Schäden von Unternehmen zu minimieren und bestmögliche Vorkehrungen für den Fall gravierender Störungen zu treffen. So definiert das BCM-System u.a. Pläne, wie der reguläre Betrieb nach störungsbedingter Unterbrechung möglichst schnell wieder aufgenommen werden kann. BCM ist somit grundsätzlich eine Art Vorsorgesystem, um die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) einer Organisation zu erhöhen. Die internationale ISO 22301 Norm hilft, die wichtigsten Punkte für ein Business Continuity Management zu berücksichtigen. Sie liefert den geeigneten Rahmen für die Implementierung eines BCM-Systems in Unternehmen jeder Branche und Größe.
Im Vergleich dazu, besteht das Krisenmanagement darin, eine Organisation mittels gezielten Maßnahmen auf das Eintreten von Notfällen und Krisen vorzubereiten, um das Ausmaß und die Dauer eines Ereignisses so gut wie möglich zu minimieren. Krisenmanagement steht somit in engem Zusammenhang mit dem Business Continuity Management und ist dadurch geprägt, dass bei Eintritt eines Ereignisses sofort (vor-)definierte Maßnahmen greifen, um ein möglichst zuverlässiges BCM sicherzustellen. Da beide Managementsysteme gewisse Abhängigkeiten bzw. Überschneidungen aufweisen, ist es wichtig, die Maßnahmen für Notfälle und Krisen nie isoliert voneinander zu betrachten, sondern immer unter Berücksichtigung des Kontinuitätsmanagements aufeinander abzustimmen.
Bevor wir nun zum Ende des ersten Teils unserer Blogserie kommen, machen wir noch einen kurzen Abstecher zu der simplen Frage, wie Krisen eigentlich definiert werden.
Was ist eine Krise?
Das Konzept der Krise wird je nach Fachgebiet, Disziplin oder Kontext auf unterschiedliche Weise verwendet. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe definiert eine Krise wie folgt:
“Vom Normalzustand abweichende Situation mit dem Potenzial für oder mit bereits eingetretenen Schäden an Schutzgütern, die mit der normalen Ablauf- und Aufbauorganisation nicht mehr bewältigt werden kann, sodass eine Besondere Aufbauorganisation (BAO) erforderlich ist.”
Im unternehmerischen Kontext ist eine Krise eine Abweichung vom Normalbetrieb, die innerhalb der üblichen Strukturen nicht mehr bewältigt werden kann. Es sind hier also besondere Maßnahmen erforderlich, um den Normalzustand wiederherzustellen.
Eine weitere Definition beschreibt Unternehmenskrisen folgendermaßen:
"(…) ungeplante und ungewollte Prozesse von begrenzter Dauer und Beeinflussbarkeit sowie mit ambivalentem Ausgang. Sie sind in der Lage, den Fortbestand der gesamten Unternehmung substantiell und nachhaltig zu gefährden oder sogar unmöglich zu machen. Dies geschieht durch die Beeinträchtigung bestimmter Ziele, deren Gefährdung oder sogar Nichterreichung gleichbedeutend ist mit einer nachhaltigen Existenzgefährdung oder -vernichtung. (…)" (Krystek 1987)
Was im Einzelnen als Krise oder als Notfall definiert wird, ist logischerweise immer auch eine Frage der Perspektive. So kann eine Krise in einem großen Handelsunternehmen durch die Entdeckung gesundheitsgefährdender Stoffe in den Produkten ausgelöst werden, während bei einem mittelständischen Unternehmen ein großer Hackerangriff zu einer Krise führt oder ein kleinerer Betrieb durch ein Feuer um seine Existenz fürchten muss. Unabhängig vom Auslöser einer Krise, geht es in allen Situationen darum, dass etwas getan werden muss, um den Normalbetrieb schnellstmöglich wieder aufzunehmen. Wie eine Krise letztlich “durchlebt” wird, das heißt, welche Phasen das Krisenmanagement beinhaltet, erörtern wir im nächsten Teil unserer Blogserie.
Lesen Sie weiter: Was ist Krisenmanagement? Teil 2: Der Krisenmanagement-Prozess
Nehmen Sie Ihr Krisenmanagement selbst in die Hand!
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